Pinkeln unter der Dusche – harmlos oder ein Problem?
Wenn ich mit meinen Personal-Training-Klientinnen oder Kursteilnehmerinnen über das optimale Toilettenverhalten spreche, kommt eine Frage immer wieder auf: Ist Pipi machen unter der Dusche okay?
Lass es mich gleich vorab sagen: Es kommt darauf an. 😉
Lass uns das etwas genauer anschauen:
Wie funktioniert Pipi machen?
Beim Pinkeln gibt es ein komplexes Zusammenspiel zwischen Blase, Blasenmuskel (M. detrusor) und der Beckenbodenmuskulatur. Während die Blase sich füllt, entspannt sich der Blasenmuskel, damit sie sich weiter füllen kann. Gleichzeitig erhöht der Beckenboden kontinuierlich seine Spannung, damit wir kontinent bleiben.
Wollen wir die Blase nun leeren, entspannt der Beckenboden sich, während der Blasenmuskel rundherum anspannt. Du kannst es dir sinnbildlich wie bei einem Luftballon vorstellen: Du bläst ihn auf und hältst ihn unten zu (= Blase füllt sich). Lässt du die Öffnung los, zieht er sich zusammen und die Luft geht raus (= Blase leert sich).
Toilette vs. Dusche
Wenn du auf der Toilette sitzt, kann sich der Beckenboden komplett entspannen, der Detrusor kann die Blase problemlos leeren, der Urin fließt einfach raus.
Stehen wir jedoch beim Pinkeln in der Dusche, kann der Beckenboden sich nicht komplett entspannen. Darum muss der Blasenmuskel „schwerer arbeiten“ und gegen den Widerstand des Beckenbodens arbeiten. Machst du das regelmäßig, kannst du dir damit schaden. Es kann Restharn in der Blase bleiben, was u.a. zu Blasenentzündung oder Infektionen führen kann.
Was hat Harndrang damit zu tun?
Der Drang, auf die Toilette zu müssen, entsteht eigentlich im Gehirn, wenn die Blase zu einem gewissen Grad gefüllt ist. Aber auch andere Dinge wie Wassergeräusche können ihn auslösen.
Stell dir nun folgendes Szenario vor: Du pinkelst häufig im Stehen in der Dusche. Irgendwann wirst du merken, dass der Harndrang sofort einsetzt, wenn du das Wasser aufdrehst. Dann spürst du den Harndrang auch, wenn du bspw. am Meer bist oder an einem Springbrunnen vorbeiläufst. Was zunächst harmlos war (ab und zu mal in die Dusche pinkeln), hat sich durch Konditionierung des Körpers auf das Wassergeräusch zu einem Problem entwickelt.
Welche Folgen kann das haben?
Reagiert die Blase auch bei geringer Füllmenge mit Harndrang (der auch plötzlich auftreten kann), spricht man von einer überaktiven Blase oder OAB. Manche Betroffene schaffen es dann trotzdem noch rechtzeitig und „trocken“ zur Toilette; bei anderen kann der Beckenboden dem Druck des kontrahierenden Blasenmuskels nicht mehr standhalten und der Urin tritt unkontrolliert aus (sog. Drang-Inkontinenz).
Je öfter man die Blase entleert, wenn sie nur leicht gefüllt ist, desto eher verringert sie ihr Füllungsvolumen. Sie meldet also immer früher, dass sie „voll“ ist. Ein Teufelskreis…
Hinzu kommen die psychischen Folgen dieser Drangproblematik. Wenn man immer die Gefahr des plötzlichen Urinverlusts im Hinterkopf hat, führt dies zu Stress.
Wie kann ich das behandeln?
In der akuten Situation kann dir Folgendes helfen:
- ruhige und längere Kontraktionen des Beckenbodens
- Atmung vertiefen, entspannen
- Druck auf die Klitoris geben
- Verzögerungsstrategie entwickeln: Wie kannst du dich geistig ablenken, um den Drang etwas hinauszuzögern?
- beruhigend mit der Blase sprechen
- Oberschenkel zusammendrücken = Adduktorenbremse
Zur dauerhaften Therapie der Drangproblematik sind geeignet:
- Beckenbodentraining mit Fokus auf langsame, ruhige Anspannungen
- viel trinken
- auf blasenreizende Getränke wie Alkohol, Kaffee, Grapefruitsaft etc. zunächst am besten verzichten. Zu diesen Getränken dazu viel Wasser trinken
- allgemeines Stresslevel im Blick haben und Entspannungstechniken einüben
- ggf. medikamentöse Therapie auf ärztliche Verordnung
Fazit
Wenn du grundsätzlich mit deinem Beckenboden keine Probleme hast, ist es nicht dramatisch, wenn du ab und zu unter der Dusche Wasser lässt. Bist du aber bereits vorbelastet durch eine Drang- oder andere Symptomatik, solltest du regelmäßiges Pipi machen unter der Dusche besser vermeiden.
Wenn du dich für ein Personal Training mit mir entscheidest, frage ich in der Anamnese auch immer deine Toilettengewohnheiten ab. Was zunächst für die ein oder andere Frau befremdlich wirkt, hat später einen großen Effekt, wenn sie ihre Gewohnheiten verändert hat und Beschwerden sich bessern.
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Ich freue mich, von dir zu hören.
Deine Carina