Blasenschwäche oder Inkontinenz bezeichnet den unkontrollierten Verlust von Urin. Dies kann durch Schwäche des Beckenbodens, hormonelle Veränderungen, medizinische Zustände oder eine Kombination dieser Faktoren verursacht werden. Mit gezieltem Training und Therapie kann oft eine Verbesserung oder sogar Heilung erreicht werden.

Pinkeln unter der Dusche – harmlos oder ein Problem?

Wenn ich mit meinen Personal-Training-Klientinnen oder Kursteilnehmerinnen über das optimale Toilettenverhalten spreche, kommt eine Frage immer wieder auf: Ist Pipi machen unter der Dusche okay?

Lass es mich gleich vorab sagen: Es kommt darauf an. 😉

Lass uns das etwas genauer anschauen:

Wie funktioniert Pipi machen?

Beim Pinkeln gibt es ein komplexes Zusammenspiel zwischen Blase, Blasenmuskel (M. detrusor) und der Beckenbodenmuskulatur. Während die Blase sich füllt, entspannt sich der Blasenmuskel, damit sie sich weiter füllen kann. Gleichzeitig erhöht der Beckenboden kontinuierlich seine Spannung, damit wir kontinent bleiben.

Wollen wir die Blase nun leeren, entspannt der Beckenboden sich, während der Blasenmuskel rundherum anspannt. Du kannst es dir sinnbildlich wie bei einem Luftballon vorstellen: Du bläst ihn auf und hältst ihn unten zu (= Blase füllt sich). Lässt du die Öffnung los, zieht er sich zusammen und die Luft geht raus (= Blase leert sich).

Toilette vs. Dusche

Wenn du auf der Toilette sitzt, kann sich der Beckenboden komplett entspannen, der Detrusor kann die Blase problemlos leeren, der Urin fließt einfach raus.

Stehen wir jedoch beim Pinkeln in der Dusche, kann der Beckenboden sich nicht komplett entspannen. Darum muss der Blasenmuskel „schwerer arbeiten“ und gegen den Widerstand des Beckenbodens arbeiten. Machst du das regelmäßig, kannst du dir damit schaden. Es kann Restharn in der Blase bleiben, was u.a. zu Blasenentzündung oder Infektionen führen kann.

Was hat Harndrang damit zu tun?

Der Drang, auf die Toilette zu müssen, entsteht eigentlich im Gehirn, wenn die Blase zu einem gewissen Grad gefüllt ist. Aber auch andere Dinge wie Wassergeräusche können ihn auslösen.

Stell dir nun folgendes Szenario vor: Du pinkelst häufig im Stehen in der Dusche. Irgendwann wirst du merken, dass der Harndrang sofort einsetzt, wenn du das Wasser aufdrehst. Dann spürst du den Harndrang auch, wenn du bspw. am Meer bist oder an einem Springbrunnen vorbeiläufst. Was zunächst harmlos war (ab und zu mal in die Dusche pinkeln), hat sich durch Konditionierung des Körpers auf das Wassergeräusch zu einem Problem entwickelt.

Welche Folgen kann das haben?

Reagiert die Blase auch bei geringer Füllmenge mit Harndrang (der auch plötzlich auftreten kann), spricht man von einer überaktiven Blase oder OAB. Manche Betroffene schaffen es dann trotzdem noch rechtzeitig und „trocken“ zur Toilette; bei anderen kann der Beckenboden dem Druck des kontrahierenden Blasenmuskels nicht mehr standhalten und der Urin tritt unkontrolliert aus (sog. Drang-Inkontinenz).

Je öfter man die Blase entleert, wenn sie nur leicht gefüllt ist, desto eher verringert sie ihr Füllungsvolumen. Sie meldet also immer früher, dass sie „voll“ ist. Ein Teufelskreis…

Hinzu kommen die psychischen Folgen dieser Drangproblematik. Wenn man immer die Gefahr des plötzlichen Urinverlusts im Hinterkopf hat, führt dies zu Stress.

Wie kann ich das behandeln?

In der akuten Situation kann dir Folgendes helfen:

  • ruhige und längere Kontraktionen des Beckenbodens
  • Atmung vertiefen, entspannen
  • Druck auf die Klitoris geben
  • Verzögerungsstrategie entwickeln: Wie kannst du dich geistig ablenken, um den Drang etwas hinauszuzögern?
  • beruhigend mit der Blase sprechen
  • Oberschenkel zusammendrücken = Adduktorenbremse

Zur dauerhaften Therapie der Drangproblematik sind geeignet:

  • Beckenbodentraining mit Fokus auf langsame, ruhige Anspannungen
  • viel trinken
  • auf blasenreizende Getränke wie Alkohol, Kaffee, Grapefruitsaft etc. zunächst am besten verzichten. Zu diesen Getränken dazu viel Wasser trinken
  • allgemeines Stresslevel im Blick haben und Entspannungstechniken einüben
  • ggf. medikamentöse Therapie auf ärztliche Verordnung

Fazit

Wenn du grundsätzlich mit deinem Beckenboden keine Probleme hast, ist es nicht dramatisch, wenn du ab und zu unter der Dusche Wasser lässt. Bist du aber bereits vorbelastet durch eine Drang- oder andere Symptomatik, solltest du regelmäßiges Pipi machen unter der Dusche besser vermeiden.

Wenn du dich für ein Personal Training mit mir entscheidest, frage ich in der Anamnese auch immer deine Toilettengewohnheiten ab. Was zunächst für die ein oder andere Frau befremdlich wirkt, hat später einen großen Effekt, wenn sie ihre Gewohnheiten verändert hat und Beschwerden sich bessern.

Hast auch du Interesse an einem Personal Training in Gießen mit mir? Willst du endlich dein Malheur mit dem Beckenboden in den Griff bekommen? Du kannst dir noch heute ein kostenloses Kennenlerngespräch buchen. Falls du konkrete Fragen zu deinen Beschwerden hast und wissen willst, wie du damit am besten umgehst und an welche Fachperson du dich zunächst wenden sollst, dann ist mein 30-minütiges Beratungsgespräch das Richtige für dich.

Ich freue mich, von dir zu hören.

Deine Carina

Blasenschwäche nach der Geburt

Inkontinenz/Blasenschwäche nach der Schwangerschaft – das kannst Du tun

Viele Frauen leiden unter Blasenschwäche während der Schwangerschaft und nach der Geburt. In diesem Artikel kläre ich über mögliche Ursachen und Therapien auf.

Was ist Inkontinenz; Arten von Inkontinenz

Inkontinenz (die umgangssprachlich Blasenschwäche genannt wird) ist grundsätzlich aus der unfreiwillige Abgang von Urin, Winden/Pupsen oder Stuhl definiert. 

Die Häufigkeit von Urininkontinenz (UI) in der allgemeinen Bevölkerung wird in den meisten Studien mit 25 – 45% angegeben. Mit zunehmendem Alter steigt die Prävalenz an. [1]

Eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2021 stellt die Zahlen für Inkontinenz in der Schwangerschaft folgendermaßen dar:  „Die Häufigkeit von Harninkontinenz (UI) steigt von 55,1 % im ersten auf 70,1 % im dritten Trimester, mit einer Gesamtprävalenz von 66,8 %. Fast 43,0 % der Befragten berichteten, dass UI einmal pro Woche oder seltener auftritt; 92,5 % der Frauen verloren nur eine geringe Menge; 90 % gaben an, dass UI eine leichte bis moderate Auswirkung auf die Lebensqualität hat.“ [2] 

Im Bezug auf die Zeit nach der Geburt zeigt eine andere Übersichtsarbeit auf, dass die Häufigkeit 3 Monate postpartum zunächst sinkt, dann aber bis zu einem Jahr nach der Geburt wieder auf nahezu das gleiche Niveau wie im letzten Drittel der Schwangerschaft ansteigt (32 %). Belastungsinkontinenz (54 %) ist dabei die am häufigsten vorkommende Form. [3]

Belastungsinkontinenz

Von einer Belastungsinkontinenz (früher Stressinkontinenz), ist die Rede, wenn der Urinverlust bei Druckerhöhung im Bauchraum passiert. Dies kann u.a. beim Niesen, Husten, Rennen, Springen, Heben passieren. 

Dranginkontinenz / Überaktive Blase

Eine überaktiven Blase (OAB = overactive bladder) bedeutet, dass der/die Betroffene häufig plötzlichen, starken Harndrang verspürt, auch dann, wenn die Blase noch nicht „voll“ ist. Schafft die betroffene Person es nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette, hat also Urinverlust, spricht man von Dranginkontinenz. 

Mischinkontinenz

Als Mischinkontinenz bezeichnet man die Mischform aus Belastungs- und Dranginkontinenz.

Symptome

Das Symptom einer Blasenschwäche ist der unfreiwillige, unkontrollierte Urinverlust. Dabei ist es nicht von Bedeutung, ob es „nur ein paar Tropfen“ oder eine größere Menge Harnverlust ist. Manchmal deutet es sich vorab ein wenig an, bspw. durch einen gewissen Druck auf die Blase, den die Frau verspürt. Manche Frauen berichten, dass sie schon merken, wenn sich ein Tröpfchen den Weg bahnt und „herausrollt“.

Ursachen und Risikofaktoren

Es gibt verschiedene Ursachen bzw. Risikofaktoren, die eine Urininkontinenz begünstigen: Alter, Schwangerschaft und Geburt, Übergewicht, Rauchen [1]. Aber auch manche Medikamente können eine Inkontinenz begünstigen. Erkrankungen wie Schlaganfall oder Multiple Sklerose können auch zu einer Inkontinenz führen.

Schwangerschaft

Während einer Schwangerschaft sorgen mehrere Faktoren dafür, dass das Risiko für eine Beckenbodenschwäche steigt.

Da ist zunächst einmal das Hormon Progesteron. Es hält die Schwangerschaft aufrecht. Gleichzeitig sorgt es aber dafür, dass die Beckenbodenmuskulatur und das Bindegewebe weicher werden. Sind Gewebe und Muskeln im Beckenboden weicher, hat er es schwerer, passend anzuspannen bei Bedarf. Insgesamt ist es von der Natur gewollt, dass sich der Beckenboden im Verlauf der Schwangerschaft lockert und weicher wird. Schließlich soll das Baby ja geboren werden und muss durch ihn hindurch.

Außerdem üben die wachsende Gebärmutter mitsamt Gewicht des Babys, Fruchtwassers etc. für einen höheren Druck – der Beckenboden muss mehr tragen. Zusätzlich drückt die Gebärmutter auf die Blase. Daraus resultiert auch, dass viele Schwangere öfter auf die Toilette müssen. Und es ist einer der Faktoren, der dazu führt, dass Frauen schon während der Schwangerschaft Inkontinenzprobleme haben.

Wir haben also einen Beckenboden, der einerseits mehr Belastung tragen muss und andererseits weicher, dehnbarer, weniger belastbar ist. Kein Wunder, dass er dem Druck beim Husten, Niesen,  etc. manchmal nicht mehr standhalten kann.

Geburt

Die Geburt selbst ist ein weiterer Faktor für eine Inkontinenz nach der Geburt. Das Baby muss bei einer vaginalen Geburt durch den Beckenboden hindurch geboren werden, er wird bei der Geburt stark gedehnt. Es gibt ein Zusammenspiel an Risikofaktoren für Geburtsverletzungen und daraus resultierend UI: BMI der Mutter vor der Schwangerschaft und zum Zeitpunkt der Entbindung, Rauchen während der Schwangerschaft, Geburtsgewicht und Kopfumfang des Babys, Alter der Mutter bei Geburt, Gestationsalter, Geburtsmodus – bspw. eine Zangengeburt – und die Länge der Austreibungsphase. All das hat einen Einfluss auf den Zustand des Beckenbodens direkt nach der Geburt. [4]

Verletzungen des Muskels Levator Ani (LA)

Der Levator Ani Muskel ist der innerste unserer Beckenbodenmuskeln. Er kleidet das Becken von innen aus und hält die Organe des kleinen Beckens – Harnblase, Gebärmutter und Enddarm – an ihrem Platz. Eine vaginale Geburt kann zum Abriss eines Teils des LA führen, man spricht von einer Levatoravulsion. Studien belegen, dass Avulsionen bei der Entstehung von Blasen- und/oder Gebärmuttersenkungen eine Rolle spielen. Wenn der LA beidseitig am vorderen Beckenknochen abgerissen ist, ist das Risiko einer Gebärmuttersenkung deutlich höher als bei einem einseitigen Abriss. Insbesondere Zangengeburten erhöhen das Risiko einer Levatoravulsion. [4]

Kaiserschnitt

Nun klingt das alles ziemlich gruselig und kann den Drang auslösen, das Baby mittels eines geplanten Kaiserschnitts auf die Welt zu bringen, um das Risiko für eine Inkontinenz Monate nach der Geburt möglichst gering zu halten.  Hier zeigt die Studienlage aber, dass es langfristig gesehen keinen statistisch signifikanten Unterschied im Bezug auf die Beckenbodenfunktion macht, ob eine Frau per Kaiserschnitt oder vaginaler Geburt geboren hat. [4]

Es zeigt sich, dass die Schwangerschaft selbst den Beckenboden stark belastet. Umso wichtiger ist es, dass auch Frauen, die per Kaiserschnitt/Bauchgeburt entbunden haben,  einen Rückbildungskurs besuchen.

Behandlungsmöglichkeiten für Inkontinenz nach Geburt

Da die Rückbildung gleich mit der Geburt deines Babys beginnt, kannst du dir und deinem Beckenboden schon früh etwas Gutes tun. 

Halte dein Wochenbett ein

Hebammen empfehlen ja oft den Leitsatz „7 Tage im Bett, 7 Tage ums Bett herum“. Das ist in meinen Augen die Mindestanforderung an ein Wochenbett. Gönne dir und deinem Körper ausreichend Zeit zur Rückbildung und Wundheilung. Denn nicht nur eine Kaiserschnitt- oder Dammnaht muss heilen. Auch die Wunde deine Plazenta muss heilen. Vermeide Druck auf den Bauchraum, d.h. lege dich über die Seite hin und stehe auch so wieder auf. Versuche in den ersten Wochen nach der Geburt so viel möglich an Partner*in, Familie etc. abzugeben. Kochen, putzen, einkaufen können andere für dich übernehmen. Du sorgst für dich und dein Baby.

Direkt im Wochenbett kannst du bereits sanfte (!) Übungen für deinen Beckenboden und deinen Bauch machen:

Lerne deinen Beckenboden kennen

Er ist kaum sichtbar für uns und deshalb auch schwer zu begreifen – unser Beckenboden. Wenn du mehr über die Anatomie des Beckenbodens lesen willst, schau in meinen Blogartikel dazu.

Du kannst bereits im frühen Wochenbett Übungen machen, um deinen Beckenboden besser wahrnehmen zu können. Nimm dir ein paar Minuten Zeit und setze oder lege dich bequem hin. Komme an deinem Platz an und gehe dann mit deiner Aufmerksamkeit zu deinem Becken. Spüre zunächst einmal, wie und wo es auf deiner Unterlage aufliegt. Taste es ab – dein Steißbein, dein Schambein und deine beiden Sitzbeinhöcker. Nun weißt du wo der Beckenboden aufgehängt ist. Dein Beckenboden arbeitet immer nach innen oben vorne. Stelle dir also nun vor, dass du deine Körperöffnungen (Harnröhre, Vagina, After) verschließt und nach innen oben hebst und wieder loslässt. Manchen Frauen helfen Bilder, dass sie sich den Beckenboden besser vorstellen können. Diese Bilder können sein:

  • Schambein zum Steißbein ziehen und Sitzbeinhöcker zusammenziehen
  • ein Zirkuszelt über den Damm nach innen oben heben
  • ein Freefalltower oder Aufzug, der in dich hinein fährt
  • eine Rolltreppe, die von deinem Steißbein nach vorne oben zum Schambein fährt

Diese Wahrnehmungsübung kannst du jederzeit während der Schwangerschaft und auch schon im frühen Wochenbett machen.  Sie hilft dir, dich mit deinem Beckenboden zu verbinden.

Atmung

Nimm dir auch immer wieder Zeit, dich auf deine Atmung zu fokussieren. Die tiefe, sog. 360° Atmung hat mehrere Vorteile: sie beruhigt unser Nervensystem, sie macht eine Organmassage, das Zwerchfell bleibt mobil oder wird mobiler und der Beckenboden bewegt sich auch mit.

Nimm eine bequeme Position ein, direkt nach der Geburt am besten die Rückenlage, wenn du möchtest mit angestellten Beinen. Lass deinen Atem zunächst fließen und beobachte ihn. Dann vertiefst du ihn langsam. Mit der Einatmung lässt du deine Rippen weit werden und lässt deinen Bauch los, sodass er sich sanft nach außen wölbt. Mit der Ausatmung werden Bauch und Rippenbögen wieder kleiner. Nimm dir hier ein paar Minuten Zeit.

Du kannst diese vertiefte Atmung dann mit sanfter Beckenboden- und Bauchmuskelaktivierung ergänzen: ausatmend hebst du deinen Beckenboden sanft nach innen oben und lässt deinen Unterbauch schmal werden. Einatmend lässt du wieder los.

Beckenbodentraining und Physiotherapie

Modernes Beckenbodentraining hilft dir, deine geschwächte Muskulatur zu stärken und deine Beschwerden zu minimieren. Es ist das Mittel der Wahl, wenn eine Blasenschwäche bei dir besteht.

Modernes Beckenbodentraining heißt, dass man – nach einer Phase der bewussten Beckenboden-Anspannung zur Wahrnehmung – weg geht von den reinen „Kegelübungen“, also vom isolierten an- und entspannen. Man trainiert den Beckenboden in seiner Funktion und in Verbindung mit seinen Synergisten (Mitspielern) Bauch- und Hüftmuskeln.

Betroffene Frauen finden auch Hilfe bei spezialisierten Physiotherapeuten und -theapeutinnen. Diese können auf Verordnung eines Arztes bzw. einer Ärztin, wenn eine Blasenschwäche besteht, behandeln.

Pessar

Ein Pessar ist ein tolles Hilfsmittel, das noch nicht viele Frauen kennen. Es ist quasi der „Sport-BH für untenrum“ und stützt deine inneren Organe. Einige Pessare können auch schon im Wochenbett genutzt werden. Dein*e Gyn kann dich hierzu beraten.

Alltagsverhalten

Im Alltag kannst du einiges dafür tun, deinen Beckenboden nicht zu sehr zu belasten. Dazu gehört z.B. das richtige Toilettenverhalten. Beim Toilettengang solltest du niemals pressen oder drücken. Den Stuhlgang kannst du unterstützen, indem du dir einen Hocker unter die Füße stellst und den unteren Rücken dabei etwas rund machst. Für’s Pipi machen ist es besser, wenn du dich aufrecht hinsetzt. Lass dir dabei Zeit und entspanne dich.

Wie oben bereits erwähnt solltest du im Wochenbett nicht schwer heben. Lasse dich von deinem Umfeld unterstützen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt zu starten?

Wann ist es zu früh oder zu spät mit dem Training zu beginnen? Lange galt, dass frau bis zum Rückbildungskurs oder der Abschlussuntersuchung beim Gyn warten soll, bis sie mit dem Training loslegt. Nun kommt es natürlich auf die Definition von Training an. 😉

Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, beginnt dein Training – deine Beckenboden- und Bauch-Reha – mit dem Tag der Entbindung. Bereits im Wochenbett kannst du erste, sanfte Übungen machen, um deine Rückbildung in gute Bahnen zu lenken. Viele Frauen leider unter Blasenschwäche nach der Geburt. Das liegt u.a. daran, dass der Beckenboden bei einer vaginalen Geburt stark überdehnt wird. 

Beachte, dass du nicht zu früh mit dem Training zu viel machen solltest. Nach den sanften Übungen im Wochenbett kannst du die Intensität des Trainings langsam steigern. Achte auf genügend Erholung und Pausen, sowie eine gute Ernährung.

Am besten suchst du dir eine qualifizierte Trainerin, die dich während der Rückbildungszeit im Training begleitet und einen auf dich optimal angepassten Trainingsplan erstellt. Ich bin gerne für dich da – online, im Landkreis Gießen oder im Lebensvoll Kompetenzzentrum in Wetzlar.

Melde dich über den Button bei mir für ein unverbindliches Kennenlerngespräch. Ich freue mich, von dir zu hören.

Deine Carina


Quellen:

[1] I. Milsom & M. Gyhagen(2019)The prevalence of urinary incontinence,Climacteric,22:3,217-222, DOI: 10.1080/13697137.2018.1543263

[2] Moossdorff-Steinhauser HFA, Berghmans BCM, Spaanderman MEA, Bols EMJ. Urinary incontinence during pregnancy: prevalence, experience of bother, beliefs, and help-seeking behavior. Int Urogynecol J. 2021 Mar;32(3):695-701. doi: 10.1007/s00192-020-04566-0. Epub 2020 Oct 20. PMID: 33078344; PMCID: PMC7902563.

[3] Moossdorff-Steinhauser HFA, Berghmans BCM, Spaanderman MEA, Bols EMJ. Prevalence, incidence and bothersomeness of urinary incontinence between 6 weeks and 1 year post-partum: a systematic review and meta-analysis. Int Urogynecol J. 2021 Jul;32(7):1675-1693. doi: 10.1007/s00192-021-04877-w. Epub 2021 Jun 17. PMID: 34142179; PMCID: PMC8295150.

[4] Murat Bozkurt, Ayşe Ender Yumru, Levent Şahin: Pelvic floor dysfunction, and effects of pregnancy and mode of delivery on pelvic floor. Taiwanese Journal of Obstetrics and Gynecology,
Volume 53, Issue 4, 2014, Pages 452-458, ISSN 1028-4559. https://doi.org/10.1016/j.tjog.2014.08.001.

[5] Romeikiene, K.E.; Bartkeviˇciene, D.: Pelvic-Floor Dysfunction Prevention in Prepartum and Postpartum Periods. Medicina 2021, 57, 387. https://doi.org/10.3390/ medicina57040387


Was ist Inkontinenz nach der Schwangerschaft?

Die Inkontinenz nach der Schwangerschaft, auch bekannt als Blasenschwäche, bezieht sich auf den unwillkürlichen Verlust von Urin oder die Unfähigkeit, die Blase zu kontrollieren. Viele Frauen erleben diese Beschwerden in der Zeit nach der Entbindung, was oft auf die Veränderungen im Beckenboden und der Beckenbodenmuskulatur zurückzuführen ist. Es ist wichtig zu wissen, dass dies ein häufiges Problem ist, das behandelbar ist und viele Frauen betrifft.

Welche Ursachen hat Inkontinenz nach der Geburt?

Die Ursachen für Inkontinenz nach der Geburt können vielfältig sein. Während der Schwangerschaft und bei der Entbindung wird der Beckenboden stark beansprucht. Dies kann zu einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur führen. Zudem kann der Druck auf die Harnblase durch das Gewicht des Babys während der Schwangerschaft und die hormonellen Veränderungen zu Harninkontinenz führen. Bei vielen Frauen treten diese Symptome direkt nach der Geburt auf, können sich jedoch auch im ersten Jahr nach der Geburt entwickeln.

Wie kann ich Inkontinenz nach der Schwangerschaft behandeln?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Inkontinenz nach der Schwangerschaft zu behandeln. Die häufigste Methode ist die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur durch spezielle Übungen. Spezialisierte Physiotherapeut*innen oder Trainerinnen können dabei helfen, einen individuellen Plan zu erstellen. Zudem können auch Verhaltensänderungen im Alltag helfen. In einigen Fällen kann eine medizinische Behandlung oder operative Lösungen erforderlich sein, insbesondere wenn die Beschwerden stark ausgeprägt sind.

Was bedeutet Inkontinenz? Symptome, Gründe und Therapiemöglichkeiten.

Du hast sicherlich schon von Inkontinenz gehört. Oft assoziieren wir das Alter damit, aber auch junge Frauen und Sportler*innen können betroffen sein. In diesem Artikel kläre ich über die verschiedenen Formen sowie über Behandlungsmöglichkeiten auf.

Was ist Inkontinenz?

Was bedeutet Inkontinenz? Inkontinenz (die umgangssprachlich Blasenschwäche genannt wird) ist grundsätzlich aus der unfreiwillige Abgang von Urin, Winden/Pupsen oder Stuhl definiert. 

Die Häufigkeit von Urininkontinenz (UI) wird in den meisten Studien mit 25 – 45% angegeben, wobei sie innerhalb verschiedener Studien stark schwankt. Mit zunehmendem Alter steigt die Prävalenz an [1]. Das heißt, dass etwa jede dritte Frau von Inkontinenz betroffen ist. Die Häufigkeit von Stuhlinkontinenz wird weltweit mit <7% angegeben. [2]

Man unterscheidet verschiedene Formen der Harninkontinenz: Belastungs-, Drang- und Mischinkontinenz, welche ich dir im Folgenden näher erkläre.

Belastungsinkontinenz

Man spricht von Belastungsinkontinenz (früher Stressinkontinenz), wenn der Urinverlust bei Druckerhöhung im Bauchraum passiert. Dies kann u.a. beim Niesen, Husten, Rennen, Springen, Heben passieren. Sie ist mit etwa 50% Vorkommen unter Frauen der am meisten verbreitete Subtyp der Inkontinenz. [3]  Bei Sportlerinnen in High Impact Sportarten ist die Prävalenz bei ca. 25%, wobei sie bei Trampolinspringerinnen bei ca. 80% liegt [4]. 8 von 10 Trampolinathletinnen haben also eine Belastungsinkontinenz. 

Dranginkontinenz / Überaktive Blase

Von einer überaktiven Blase (OAB = overactive bladder) spricht man, wenn der/die Betroffene häufig plötzlichen, starken Harndrang verspürt, auch dann, wenn die Blase noch nicht „voll“ ist. Erreicht die Person die Toilette noch „trocken“, spricht man von einer OAB. Schafft die Person es nicht mehr rechtzeitig zur Toilette, tritt also vor der Toilette Harninkontinenz auf, spricht man von Dranginkontinenz. Sie tritt in ca. 11% der Fälle auf [3].

Mischinkontinenz

Als Mischinkontinenz bezeichnet man die Mischform aus Belastungs- und Dranginkontinenz, welche bei ca. 36% der Frauen vorliegt. [3].

Ursachen von Inkontinenz

Es gibt verschiedene Ursachen bzw. Risikofaktoren, die eine Urininkontinenz begünstigen: Alter, Schwangerschaft und Geburt, Übergewicht, Rauchen [5]. Aber auch manche Medikamente können eine Inkontinenz begünstigen. Erkrankungen wie Schlaganfall oder Multiple Sklerose können auch zu einer Inkontinenz führen.

Dinge wie das Alter kannst du selbstverständlich nicht beeinflussen. In der Schwangerschaft und während der Geburt kannst du aber viele Dinge tun, um deinen Beckenboden sowohl zu kräftigen als auch zu entspannen und ihn auf die Geburt vorzubereiten. Unter der Geburt selbst gibt es beckenbodenschonendere Positionen wie bspw. die Hocke und Positionen wie die Rückenlage, die eher weniger gut für deinen Beckenboden sind.

Auch Übergewicht kann sich negativ auf den Beckenboden auswirken. Daher ist es wichtig, auf eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung zu achten, um Übergewicht zu vermeiden oder abzubauen.

Rauchen kann ebenfalls eine Inkontinenz begünstigen, da es zu einer Schwächung des Bindegewebes führen kann. Es ist also ratsam, auf das Rauchen zu verzichten, um das Risiko für eine Inkontinenz zu reduzieren.

Im Fall von Medikamenten ist es wichtig, mit deinem Arzt oder deiner Ärztin über mögliche Nebenwirkungen zu sprechen und gegebenenfalls alternative Medikamente in Betracht zu ziehen.

Auch bei der Stuhlinkontinenz gibt es verschiedene Ursachen. Dies kann eine unzureichende Funktion des Afterschließmuskels, meist post-operativ oder nach einer Geburt, sein. Oder auch neurologische Erkrankungen können eine Stuhl Inkontinenz auslösen, wenn die betroffene Person  den Stuhldrang nicht oder nicht ausreichen wahrnehmen kann. [6]

Blasenschwäche behandeln

Zunächst einmal möchte ich dich ermutigen. Manchen Frauen wird nach der Geburt gesagt, dass so eine Blasenschwäche jetzt „normal“ sei und sie damit leben müssten. DAS IST ABER NICHT SO! Du musst mit nicht mit einer Inkontinenz leben, du kannst etwas tun. Du bist mit deiner Inkontinenz nicht alleine, viele Frauen erfahren sie nach der Geburt. Und trotzdem musst du sie nicht einfach hinnehmen.

Es gibt verschiedene Maßnahmen bei Inkontinenz, die die Symptome verringern oder beseitigen können.

Zunächst empfehle ich, dass du einen Beckenboden-CheckUp bei einer spezialisierten Physiotherapeutin oder einem/r versierten Gynäkolog/in machen lässt. Er oder sie kann  beurteilen, wie gut deinen Beckenbodenaktivierung ist und ggf. die Ursache der Inkontinenz herausfinden.

Die Behandlung von Inkontinenz ist multimodal, d.h. es gehen verschiedene Dinge Hand in Hand: Alltagsverhalten, Beckenbodentraining und ggf. Versorgung mit einem Pessar.

Alltagsverhalten

Egal welche Inkontinenzform vorliegt, du kannst dein Toilettenverhalten beobachten und ggf. beckenbodenfreundlicher gestalten. Du solltest dir auf der Toilette Zeit lassen und dich entspannen. Setze dich zum Pipi machen aufrecht hin und lasse den Urin einfach herausfließen. Du solltest nicht „nachdrücken“, damit der Urin fließt. Für den Stuhlgang setzt du dich mit rundem unteren Rücken auf die Toilette. Am besten stellst du dir noch einen kleinen Hocker unter die Füße. Du solltest auch hier nicht pressen. Wenn du das Gefühl hast, nachhelfen zu müssen, versuche es mit einer langen Ausatmung oder einem tiefen tönenden „aaaaaah“. Aber nicht pressen. Solltest du unter chronischer Verstopfung leiden, ist es wichtig, über die Ernährung oder ggf. Medikamente die Stuhlkonsistenz zu regulieren.

Wenn bei dir eine Drangsymptomatik vorliegt, kannst du ein Auge auf deine Trinkmenge haben. Man neigt dazu, zu wenig zu trinken, damit man weniger Drang verspürt. Aber das Gegenteil ist der Fall: je weniger du trinkst, desto konzentrierter ist dein Urin und desto eher verspürst du Drang. Außerdem kannst du mit einem Miktionsprotokoll dein Toilettenverhalten von einer Fachperson beurteilen lassen.  Nicht zuletzt kannst du dir ein paar Strategien gegen deinen Drang überlegen, um der Inkontinenz vorzubeugen. Manche Betroffene reden der Blase gut zu („ein paar Minuten kannst du noch aushalten“) oder machen bewusste andere Dinge, wenn die Dranginkontinenz immer in ähnlichen Situationen auftritt.

Beckenbodentraining

Individuelles Beckenbodentraining ist wichtig, um eine bestehende Inkontinenz zu behandeln. Es gibt viele Studien, die das aufzeigen. [7] 

Mir ist wichtig, das „individuell“ betonen. Zunächst ist es wichtig, dass du als Betroffene lernst, deinen Beckenboden richtig zu aktivieren, d.h. vor allem, ihn nach innen oben zu ziehen, statt ihn nach außen unten zu drücken. Das kann z.B. eine spezialisierte Beckenboden-Physiotherapeutin durch tasten feststellen. Und dann ist es eben wichtig, spezifisch und gezielt zu trainieren und zu kräftigen.

Hier kommen jetzt wieder die verschiedenen Formen von Harninkontinenz ins Spiel. Eine Frau, die eine Belastungsinkontinenz hat, benötigt ein anderes Training als eine Frau mit Drangsymptomatik. Verschiedene Ursachen und Symptome erfordern verschiedene Herangehensweisen.

Da komme ich mit meinem Personal Training ins Spiel. Gemeinsam arbeiten wir daran, deine Beckenbodenfunktion allgemein  und deine Symptome im speziellen zu verbessern. Also nicht nur die reine Kraft deines Beckenbodens, sondern eben auch das reflektorische Gegenhalten, die Entspannung usw.

Selbstverständlich ist Beckenbodentraining auch das Mittel der Wahl bei einer bestehenden Stuhlinkontinenz. Hier liegt der Fokus dann eher auf dem Bereich des Afterschließmuskels. Außerdem sollten im ganzheitlichen Sinne verschiedene Ursachen abgeklärt werden. Liegt eine schwere Geburtsverletzung oder eine chronische Verstopfung vor?

Pessare

Pessare sind ein wunderbares Hilfsmittel bei Inkontinenz. Sie stützen die Harnröhre, die Blase, Gebärmutter und auch den Enddarm; je nach Form individuell an die Beschwerden angepasst. Lange waren sie für junge Frauen negativ behaftet, sie seien nur etwas für Ältere. Aber wie gesagt, sie sind ein tolles Hilfsmittel für Menschen mit Inkontinenz und können in vielen Fällen die Symptomatik verbessern. Stützt das Pessar richtig, kann es helfen, dass du die Blase richtig entleeren kannst.

Es gibt die verschiedensten Arten von Pessaren: Bügelpessare, Würfel-, Schalen-, Siebpessare und noch einige mehr. So kann für quasi jede Frau das passende Pessar gefunden werden. Es gibt viele Frauenärzt*innen, die diese verordnen können. Mein Tipp: spezialisierte Physiotherapeutinnen, die die physio pelvica Ausbildung gemacht haben, haben oft zur Beratung verschiedene Anpass-Sets da und können Pessare anpassen. Du findest sie in der Therapeutenliste nach PLZ sortiert.

Operation

Es gibt Frauen, bei denen sich eine Inkontinenz kaum oder gar nicht mit konservativen Methoden verbessert. Das kann unterschiedliche Ursachen haben, bspw. einen Abriss des innersten Beckenbodenmuskels oder des Blasenhaltebandes. Es gibt dann verschiedene operative Methoden, die die Ursachen von Inkontinenz beheben und die Symptomatik verbessern sollen. Dies kannst du im ärztlichen Beckenbodenzentrum in deiner Nähe abklären lassen.

Harninkontinenz Zusammenfassung

Blasenschwäche und Stuhlinkontinenz sind unangenehm, sie mindern die Lebensqualität der Betroffenen, erzeugen inneren Stress und können zu sozialer Isolation und depressiven Verstimmungen führen.

Deine Carina

Quellen:

[1] I. Milsom & M. Gyhagen(2019)The prevalence of urinary incontinence,Climacteric,22:3,217-222, DOI: 10.1080/13697137.2018.1543263

[2] Bharucha et al.: Faecal incontinence in adults. Nat Rev Dis Primers. 2022 Aug 10;8(1):53. doi: 10.1038/s41572-022-00381-7. PMID: 35948559.

[3] Cervigni M, Gambacciani M. Female urinary stress incontinence. Climacteric. 2015;18 Suppl 1:30-6. doi: 10.3109/13697137.2015.1090859. PMID: 26366798.

[4] Mahoney K, Heidel RE, Olewinski L. Prevalence and Normalization of Stress Urinary Incontinence in Female Strength Athletes. J Strength Cond Res. 2023 Sep 1;37(9):1877-1881. doi: 10.1519/JSC.0000000000004461. Epub 2023 Apr 7. PMID: 36930880; PMCID: PMC10448802.

[5] Danforth KN, Townsend MK, Lifford K, Curhan GC, Resnick NM, Grodstein F. Risk factors for urinary incontinence among middle-aged women. Am J Obstet Gynecol. 2006 Feb;194(2):339-45. doi: 10.1016/j.ajog.2005.07.051. PMID: 16458626; PMCID: PMC1363686.

[6] https://www.coloplast.at/details/details-kontinenz/ursachen-von-stuhlinkontinenz/

[7] Dumoulin C, Cacciari LP, Hay-Smith EJC. Pelvic floor muscle training versus no treatment, or inactive control treatments, for urinary incontinence in women. Cochrane Database Syst Rev. 2018 Oct 4;10(10):CD005654. doi: 10.1002/14651858.CD005654.pub4. PMID: 30288727; PMCID: PMC6516955.