Alles über die Zystozele: Symptome und Ursachen der Blasensenkung
Inhaltsverzeichnis
- 1 Alles über die Zystozele: Symptome und Ursachen der Blasensenkung
- 1.1 Was ist eine Zystozele?
- 1.2 Was sind die Symptome einer Zystozele? Welche Beschwerden treten häufig bei Blasensenkung auf?
- 1.3 Was verursacht eine Zystozele?
- 1.4 Wie wird eine Zystozele diagnostiziert?
- 1.5 Wie kann man einer Zystozele vorbeugen?
- 1.6 Wann sollte ich zum Arzt gehen?
- 1.7 Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Blasensenkungen?
- 1.8 Zusammenfassung
Was ist eine Zystozele?
Als Zystozele bezeichnet man das Absinken der Blase in Richtung vorderer Vaginalwand, also Blasensenkung.
Eigentlich sitzt die Blase vor der Vagina, unterhalb der Gebärmutter (s. Bild unten). Aufgrund verschiedener Faktoren, auf die ich später noch eingehen werde, kann es passieren, dass die Harnblase absinkt.
Was sind die Symptome einer Zystozele? Welche Beschwerden treten häufig bei Blasensenkung auf?
Es gibt verschiedene Anzeichen, die auf eine Zystozele hindeuten. Diese sind u.a.:
- ein Schwere- oder Druckgefühl nach unten im Bereich des Beckenbodens
- häufiger Harndrang, auf der Toilette kommt dann aber wenig Pipi
- Blasenschwäche / Inkontinenz, häufig als Belastungsinkontinenz beim Husten, Niesen, Lachen oder springen
- du hast Probleme beim Wasserlassen und das Gefühl, die Blase nicht richtig entleeren zu können
- wiederkehrende Blasenentzündungen
- spürbare oder sichtbare Ausbuchtung der vorderen Scheidenwand
- Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Was verursacht eine Zystozele?
Welche Faktoren führen zur Senkung der Blase?
Wie so oft gibt es nicht die eine Ursache für eine Blasensenkung, aber viele Faktoren, die eine Rolle spielen können. Dies sind Schwangerschaft und Geburt, ein nicht optimaler Rückbildungsprozess, das Alter der Betroffenen, aber auch Sportarten, die den Beckenboden belasten.
Schwangerschaft und Geburt
Ein Kind heranwachsen zu lassen und zu gebären sind Höchstleistungen für den weiblichen Körper. Hier liegt einer der größten Risikofaktoren. Während der Schwangerschaft werden die Haltebänder der Beckenorgane durch den wachsenden Bauch gedehnt. Hinzu kommt, dass die Bänder aufgrund der hormonellen Umstellung weicher werden.
Starkes Pressen unter der Geburt kann ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Stabilität der Beckenorgane haben.
Suboptimale Rückbildung
Wenn man dann nach der Geburt das Wochenbett nicht einhält, zu früh zu schwere Einkäufe trägt und den ganzen Haushalt schmeißt, kann auch das eine Zystozele begünstigen, weil die Regeneration schlecht verläuft. Gleiches gilt für einen zu schnellen Wiedereinstieg in High-Impact-Sportarten wie Joggen. Die durch die Schwangerschaft überdehnten Bänder müssen sich auch wieder zurückbilden und zu ihrer ursprünglichen Länge zurück“schrumpfen“. Dies dauert einige Monate, weil Bindegewebe eine längere Heilungszeit benötigt als Muskeln. Wir nun zu früh zu viel belastet, dass es dazu führen, dass die Blasenhalte-Bänder nicht wieder vollständig regenerieren und „ausgeleiert“, also etwas überdehnt und geschwächt bleiben und somit die Blase nicht mehr optimal stützen können. Als Folge kann die Harnröhre leicht abknicken, wodurch sie die o.g. Symptome Entleerungsstörung, Harnverhalt, Harnverlust usw. ergeben.
Alter
Je älter Frauen werden, desto höher ist das Risiko, an einer Organsenkung, einem Prolaps, zu leiden. Dies liegt daran, dass durch den sinkenden Östrogenspiegel der Kollagengehalt in den Haltestrukturen geringer wird. Sie haben dadurch weniger Kraft und eine Senkung wird wahrscheinlicher.
Wie beeinflussen Übergewicht und Beckenbodenmuskulatur die Zystozele?
Auch Übergewicht kann eine Rolle spiele, wenn es um die Entstehung von Organsenkungen geht. Es geht oft mit erhöhtem Bauchinnendruck einher, der langfristig das Gewebe belastet und einen Blasenvorfall begünstigen kann.
Wie wird eine Zystozele diagnostiziert?
Die oben genannten Symptome sind Hinweise, dass eine Senkung vorliegen könnte. Hast du eines oder mehrere davon, ist es ratsam, eine*n Gynäkolog*in zu Rate zu ziehen, die sich mit Organsenkungen (pelvic organ prolapse) auskennt.
Welche gynäkologischen Untersuchungen sind notwendig?
Zunächst einmal wird der Arzt bzw. die Ärztin ein Anamnesegespräch führen, um deine Vorgeschichte wie Geburten usw. sowie deine Symptome kennenzulernen und eine erste Einschätzung zu bekommen.
Wie wichtig ist eine klinische Untersuchung bei Verdacht auf Zystozele?
Um eine Diagnose zu stellen, ist eine klinische Untersuchung sinnvoll und notwendig, wenn bei einer Patientin der Verdacht auf eine Zystozele besteht.
Zunächst einmal werden ein oder zwei Finger in die Vagina eingeführt und so in der Scheide getastet, ob spürbar ist, ob es eine Vorwölbung der vaginalen Vorderwand tastbar ist. Für eine genaue Diagnose kann auch ein Ultraschall eingesetzt werden. Manchmal lässt der behandelnde Arzt bzw. die behandelnde Ärztin die Patientin auch die Bauchpresse machen, also über die Atmung einen Druck auf den Beckenboden nach unten hin ausführen. Hier kann auch über den Ultraschall sichtbar gemacht werden, wie bzw. ob der Blasenvorfall sich in diesen Szenario verändert und ob es zu Urinverlust kommt.
Wie kann man einer Zystozele vorbeugen?
Es gibt einiges, das getan werden kann, um das Risiko für einen Blasenvorfall zu minimieren. Dazu zählen bspw. Beckenbodentraining und die Anpassung des Lebensstils.
Welche Beckenbodenübungen sind empfehlenswert?
Eine Beckenbodenschwäche kann viele Probleme nach sich ziehen. Deshalb ist es wichtig, auch in jüngeren Jahren schon, regelmäßiges Beckenbodentraining zu machen. Auch und gerade vor einer Geburt ist es essenziell, dich mit dem Beckenboden zu beschäftigen. Wenn du bereits vor der Geburt ein Gefühl für die Muskeln des Beckenbodens hast und weißt, wie du sie sowohl an- als auch entspannen kannst und wie das Zusammenspiel mit den Bauchmuskeln funktioniert, kann dies helfen, die Geburt zu erleichtern und einem Beckenorganprolaps vorzubeugen.
Wenn du noch keine Beschwerden hast und vorbeugen willst, sind allgemeine Beckenbodenübungen sinnvoll. Hierzu kannst du die sog. Kegel-Übungen, also das bewusste an- und entspannen mit einem funktionellen Trainings kombinieren, bei dem du die Aufmerksamkeit zu deinem Beckenboden lenkst und spürst, wann er wie arbeitet.
Hast du bereits Symptome, ist es ebenfalls sinnvoll, die Kegelübungen mit funktionellen Übungen zu ergänzen. Hierbei wird dann eher der Fokus auf den vorderen Anteil des Beckenbodens gelegt. Im Folgenden zeige ich dir hierfür eine kräftigende Übung sowie eine Entlastungsposition für deinen Beckenboden. Die Entlastung wird von meinen Personal Training Kundinnen sehr gerne genutzt, wenn die Senkung Symptome verursacht, meist das Druckgefühl im Unterbauch wenn das Baby wieder lange tragen musste oder in der Schwangerschaft viel auf den Beinen war.
Kraft-Übung für Zystozele: Varianten der Knie-Ellenbogen-Lage
Entlastungspositionen:
Sie bringen dir Entlastung und können deine Senkungssymptome akut lindern:
Wie kann man durch Lebensstiländerungen das Risiko senken?
Eine Anpassung des Lebensstils auf beckenbodenfreundliches Verhalten verringert das Risiko eines Blasenvorfalls. Hierbei kann das Übergewicht reduziert werden. Außerdem hilft es, sich das eigene Toilettenverhalten anzuschauen und ggf. anzupassen. Du solltest für die Blasenentleerung eher aufrecht sitzen und entspannt warten, bis die Blase vollständig entleert ist. Urinstrahl auf der Toilette anhalten – was manchmal noch empfohlen wird, aber die Funktion der Blase stört – sollte ebenso vermieden werden wie das Pressen auf der Toilette.
Wann sollte ich zum Arzt gehen?
Ich empfehle meinen Personal Training Klientinnen immer zum Arzt zu gehen, wenn sich durch meine Anamnese der Verdacht auf eine Blasensenkung zeigt. Man muss seine Beschwerden nicht hinnehmen, sondern kann etwas gegen die Symptome tun und damit die Lebensqualität verbessern. Nur weil eine Blasensenkung häufig vorkommt, heißt das nicht, dass sie „normal“ ist und hingenommen werden muss.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es für Blasensenkungen?
Zystozelen können auf verschiedenen Wegen behandelt werden. Die drei Fachgesellschaften Gynäkologie und Geburtshilfe aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sehen in Ihrer Leitlinie folgenden Behandlungsmöglichkeiten vor:
- abwarten
- Beckenbodentraining
- Pessar
- Abbau von bekannten Risikofaktoren wie Adipositas, Nikotinabusus und chronische Verstopfung
- Operation
Was sind die konservativen Behandlungsmethoden?
Zu den konservativen Methoden zählen die ersten vier der genannten: Abwarten, Beckenbodentraining, Abbau von Risikofaktoren und Pessartherapie.
Zunächst einmal kann abgewogen werden, ob ein Abwarten sinnvoll ist. In Studien wurde eine Verbesserung von Senkungen ohne konkrete Therapie beobachtet, weshalb es diese Empfehlung gibt. Jedoch ist der Empfehlungsgrad hier nur „c“, also nur eine schwache Empfehlung.
Beckenbodentraining sollte ein Teil der Therapie sein, insbesondere bei geringen Senkungen wie Grad 1 und 2. Denn eine Kontraktion des Beckenbodens vor Druckerhöhungen im Bauchraum wie bspw. schwerem Heben, kann den Vaginaleingang verkleinern und so das Tiefertreten der Beckenorgane verhindert werden. Hierbei ist es wichtig, den Beckenboden richtig anzusteuern. Hier wird von den Fachgesellschaften ganz klar Physiotherapie mit spezialisierten Therapeutinnen empfohlen.
Hast du dann deine Beckenbodenansteuerung korrekt erlernt, kannst du das Training mit einer spezialisierten Trainerin wie mir fortsetzen. Wir schauen individuell auf deine Beschwerden und passen das Training entsprechend darauf und auf deine Ziele an.
Wie wirken Pessare bei der Behandlung einer Zystozele?
Ein Pessar ist aus medizinischem Silikon hergestellt und kann ganz verschiedene Formen haben: Schale, Würfel, Quaderförmig usw. Es wird in die vaginale Öffnung eingeführt und stützt so die Organe des kleinen Beckens. Es ist also der „Sport-BH für untenrum“. Korrekt angepasst und eingeführt kann es die Symptome wie Harninkontinenz oder Schweregefühl mindern. Pessartherapie ist laut Leitlinie „eine gute konservative Option, die angeboten werden sollte“. [1]
Wann ist ein operativer Eingriff notwendig?
Ein chirurgischer Eingriff wird meist dann in Erwägung gezogen, wenn die konservative keine oder unbefriedigende Ergebnisse liefert. Dies erfolgt im Austausch und nach Aufklärung der Betroffenen über mögliche Risiken und auch Rezidivraten, also wie wahrscheinlich es ist, dass die Senkung trotz OP wieder auftritt.
Es gibt verschiedene OP-Methoden, die angewendet werden können. Sie werden über das Becken oder in der Scheide durchgeführt und sollen langfristig die Beschwerden lindern.
Zusammenfassung
Eine Zystozele ist das Absinken der Harnblase weg von ihrer natürlichen Position in Richtung der vorderen Scheidewand. Sie äußert sich meist durch Probleme beim Entleeren der Blase oder ein Fremdkörpergefühl in der Vagina.
Grundsätzlich kann sie mit Pessaren, Beckenbodentraining und Anpassen des Alltagsverhaltens behandelt werden. Aber auch eine Operation ist möglich.
Disclaimer: Die in diesem Artikel bereitgestellten Informationen wurden nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Sie dienen ausschließlich allgemeinen Informationszwecken und ersetzen keine professionelle persönliche Beratung, Untersuchung oder Diagnose durch eine/n qualifizierte/n Ärztin/Arzt.
[1] Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) u.a.: S2e-Leitlinie Weiblicher Descensus genitalis, Diagnostik und Therapie. (2015)